Werend der Tragödie an der Drau kоnnten nur wenige Kosaken fliehen oder bei gastfreundlichen Osttiroler und Kärntner Bauern Zuflucht finden. In der Folge bildeten diese Menschen die russisch-orthodoxe Kosaken-Gemeinde, welche bis heute in der Stadtmitte in der von der Verwaltung freundlicherweise zur Verfügung gestellten altehrwürdigen katholischen Kirche Hl. Antonius von Padua ihr Zuhause hat.
1946 wurde dank den Bemühungen des damals amtierenden Diözesanbischofs Stefan (Sevbo) und der Offiziere vom Lager Kellerberg („Russisches Schutzkorbs“) der Kosakenfriedhof am Ufer der Drau angelegt, mit Massengräbern und einem Obelisk, gekrönt von einem russischen Balkenkreuz mit Dornenkrone darunter.
Erzbischof Stefan (Sevbo)
Erzbischof von Wien und Österreich (1946). Wohnte in Salzburg . Gestorben am 25. Januar 1965 in Salzburg, wo er auch beigesetzt wurde. Seelsorger der Kosakengemeinde Lienz und anderer Flüchtlingslager.
Lange Jahre stand Erzpriester Dr. Georgij Sidorenko aus Villach der Lienzer Kosakengemeinde vor. Außerdem strömten jedes Jahr am 1. Juni Geistliche und Pilger aus ganz Europa und weiteren Ländern der Russischen Diaspora hierher.
Der Gemeindepriester Georgy Sidorenko starb im Jahre 1992, allmählich sind auch die betagten Gemeindemitglieder verstorben.
Seit 2005 wurde die Gemeinde durch Einwanderer aus Russland, Ukraine, Armenien, Serbien, Griechenland und die deutschsprachigen
Nachkommen der Kosaken wiederbelebt. In den vergangenen Jahren nehmen hier Geistliche aus Bayern die Seelsorge wahr, bis 2018 Priester Viktor Meshko und der Erzdiakon Dr. Georg Kobro
(ein gebürtiger Salzburger), welcher 2018 als Erzpriester hierher versetzt wurde.
Seit Frühling 2014 hat der Münchner Erzdiakon, nun Erzpriesetr Dr. Georgij Kobro – promovierter Osteuropa – Historiker und Kosakenexperte – Räumlichkeiten neben der Kirche als Gemeindehaus angemietet, wo das Gemeinderaum, ein Kosakenmuseum mit Vortragsraum, Archiv und Bibliothek zum Kosakenthema untergebracht sind.
Nach den Gottesdiensten pflegt man im Gemeinderaum am Kosakenmuseum ein geselliges Beisammensein bei Tee, Kaffee und Kuchen. Den Kindern wird Religionsunterricht erteilt und man trifft sich mit Pilgern und Einheimischen, um Informationen über den orthodoxen Glauben, das Kosakentum und russische Kultur zu vermitteln.
Seit einiger Zeit ist das Kosakenmuseum im Besitz einer wertvollen Reliquie: es handelt sich um eine Kosaken-Kirchenfahne aus der Nachkriegszeit (etwa 1948) mit einer gestickten Ikone der Gottesmutter und umseitig des hl. Antonius aus dem Kiewer Höhlenkloster, versehen mit einer goldgestickten Inschrift: „Zum Gedenken an die Lienzer Tragödie vom 1.6.1945“. Mit dieser Kirchenfahne gestaltete die Kosakengemeinde schon damals die Prozessionen zum Friedhof zur Abhaltung der Gedenkfeiern.